Ideen für die Bildungsrepublik

Ein Ideengeber für die Bildungsrepublik:
Wie sich eine unorthodoxe Initiative beim Bundes-Bildungsministerium durchsetzt

Am 20. Juli 2012 wurde das ‚Straubinger Modell‘ als Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs ‚Ideen für die Bildungsrepublik‘ der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. Eine Vertreterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung aus Berlin nahm im Rathaussaal der Stadt Straubing die Preisverleihung vor.

Geehrt wurden dabei die Joseph-von-Fraunhofer-Schule sowie das Staatliche Schulamt Straubing, die in Kooperation dieses Modell geschaffen haben und es zusammen mit einem Kooperationspartner umsetzen.

Das „Straubinger Modell“ hat nicht nur an anderen bayerischen Standorten als sogenannte Berufsorientierungsklasse Nachahmung gefunden. Es bekam auch bundesweit Anerkennung. Beim Wettbewerb „Ideen für die Bildungsrepublik“ konnte sich die unorthodoxe Kooperation von Mittelschule und Berufsschule unter 1300 Bewerbern durchsetzen. 52 beispielhafte Projekte wurden ideell ausgezeichnet, die sich „in herausragender Weise für Bildungsgerechtigkeit bei Kindern und Jugendlichen engagieren“.

Der Grundgedanke des „Straubinger Modells“ ist überzeugend: Kein Jugendlicher soll verlorengehen. Jeder soll einen Schulabschluss haben. Und jeder hat eine zweite Chance verdient.

Schulamtsdirektor a.D. Johannes Müller und Oberstudiendirektor a.D. Johann Dilger haben mit einem hochengagierten Team ihre Initiative in die Tat umgesetzt. Sie hatten das ewige Lamentieren über nicht ausbildungsfähige Jugendliche satt. Stattdessen haben sie einen Weg gesucht und gefunden, um Jugendlichen, „die oft einen Rucksack voll persönlicher Probleme mitschleppen“, zur Seite zu stehen, um ausbildungsreif zu werden. Binnen eines Jahres kommen im „Straubinger Modell“ Jugendliche ohne Abschluss dank ausgeklügelt kombinierten Mittelschul- und Berufsschulunterrichts sowie sozial-pädagogischer Betreuung idealerweise zu einem Abschluss und als Folge zu einer beruflichen Perspektive. Qualifizierung und Berufsorientierung gehen dabei Hand in Hand. Das sorgt für die doppelte Chance auf Ausbildung.

Der Unterricht erfolgt an der Berufsschule I. Auch das ist aufgrund Ortswechsels und anderen sozialen Status ein Motivationsschub für die Schüler.

Das „Straubinger Modell“ setzt an der Schnittstelle zwischen Mittelschule, die Ausbildungsreife vermittelt, und Berufsschule, die Berufsreife vermittelt, an. Leicht war dies nicht umzusetzen. Überzeugungsarbeit bei der Regierung von Niederbayern und dem rasch sehr aufgeschlossenen Kultusministerium war nötig. Man habe zusätzliches Fördergeld gebraucht und nebenbei sei es mehr als ungewöhnlich, dass Mittel- und Berufsschullehrer an einer Schule unterrichten. Um so mehr freuten sich die Initiatoren, die Lehrer, die Sozialpädagogin und die Organisatorin über die Auszeichnung. Bildungsgerechtigkeit, enge Vernetzung von Institutionen, Vorbildcharakter für andere und Nachhaltigkeit waren die Kriterien, die das Projekt in den Augen der Jury erfüllt hat.